- Kabarett
zum Selbermachen
Eschwege.
Kabarettveranstaltungen gibt es viele in unserer Region. Aber ein
Kabarett-Seminar, wie es am vergangenen Wochenende stattfand, ist
ein absolutes Novum. Die Kulturinitiative Werratal bot es an, und
es fand in der Volkshochschule statt, unter der Leitung des
erfahrenen Profikabarettisten Lutz Matkowitz. Der gebürtige
Leipziger hatte seit 1979 in seiner Heimatstadt politisches
Kabarett gemacht, bis er 1983 Auftritttsverbot erhielt. 1986
übersiedelte er nach Bremen und tritt seit der Wende
regelmässig im Leipziger Brettl auf. Die Teilnehmer am
Seminar, ein Journalist, eine Krankenschwester, ein Amtsrichter
und eine Mitarbeiterin einer Theatergruppe, waren mit
verschiedenen Motivationen gekommen. Aber eines war ihnen
gemeinsam: die Liebe zum Kabarett. Und alle arbeiteten mit viel
Einsatz und Begeisterung am Hauptziel des dreitägigen
Seminars, das darin bestand, einen kabarettistischen Auftritt zu
erarbeiten und zu erlernen. Ein Ziel, auf das der Seminarleiter
mit viel Einfühlungsvermögen und wertvollen Tipps die
Teilnehmer behutsam hinführte. Die Atmosphäre war
angenehm locker. Aber gearbeitet wurde mit großem Ernst. Die
Teilnehmer hatten zwei Arbeitsgruppen gebildet, die sich immer
wieder in einen anderen Raum zurückzogen, um an ihrem Konzept
zu feilen. Die Themen, die sich die Gruppen vorgenommen hatten,
wurden immer konkreter - und es wurden immer wieder Fragen an den
Seminarleiter gerichtet: etwa wie weit die Satire gehen darf. Es
gebe Grenzen des Anstands und auch des Respekts dem Publikum
gegenüber, die man nicht überschreiten solle, meinte
Matkowitz, der auch nach den Jahren im Westen des Republik immer
noch herrlich sächselt. Die verschiedenen Punkte des
Seminars wurden methodisch ausgearbeitet: was ist Kabarett und wie
macht man Kabarett, Programmaufbau, Textaufbau, Ideenfindung und
deren Umsetzung. Und auch die Geschichte des Kabaretts wurde
behandelt. Das Wort selber kommt eigentlich aus dem
Niederländischen und heißt urspünglich Kämmerchen.
Das Wort wanderte als „cabaret“ ins Französische
und bedeutete so etwas wie ein Drehkommödchen oder ein
Servierwagen mit vielen Fächern, wie es die in den Pariser
Lokalen gab, in denen Ende des 19. Jahrhunderts die Geburtsstunde
des Kabaretts, so wie wir es verstehen, schlug. Bald darauf
erlebte das satirisch-politische Kabarett eine erste Blüte,
etwa mit Wedekind und den Scharfrichtern. Und seitdem ist es aus
dem deutschen Kulturleben nicht mehr wegzudenken - nicht einmal
während der Zeit totalitärischer Regimes: wie Werner
Finck mit seinen legendären Auftritten in der Zeit der
Nazi-Diktatur es beispielhaft demonstrierte.(Montag, 20. Oktober
2008)
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